Archiv - 2017

Die Jakobuswelt trauert um Robert Plötz

Einer der ganz Großen der jakobäischen Welt ist von uns gegangen, Dr. Robert Plötz ist überraschend am 26. August 2017 in seiner Heimatstadt Würzburg verstorben. Der Santiagopilger war nicht nur einer der bedeutensten Experten der Geschichte und Kultur der Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela, seine Rolle als Anreger und Förderer ihrer Wiederbelebung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Am 18. Juli 1942 in Nürnberg geboren und in der Oberpfalz aufgewachsen, studierte Dr. Robert Georg Plötz von 1963 bis 1969 in Würzburg neben Germanistik und Volkskunde Geschichte, Philosophie und Sportpädagogik. Promotion zum Dr. phil. mit dem Thema „Ad limina Beati Iacobi“. Von 1967 bis 1971 und 1978 bis 1979 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Germanistik und Volkskunde an der Universität Würzburg. Von 1971 bis 1977 war Dr. Plötz Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität von Oviedo (Asturien).

Nach seiner Rückkehr aus Spanien verschlug es den Franken an den Niederrhein, wo er von 1979 bis 2007 die Position des Direktors des “Niederrheinschen Museums für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer” bekleidete.

2008 kehrte Plötz in die fränkische Heimat zurück und war von 2008 bis 2013 an der Würzburger Universität Dozent am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte.

Als die Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft e.V. 1987 in Aachen gegründet wurde, war Dr. Robert Plötz ihr Gründungspräsident und prägte in dieser Funktion 25 Jahre bis 2012 die größte deutsche Jakobusvereinigung. Von Anbeginn gehörte er zudem bis zuletzt auch dem wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft an und gab in ihrem Auftrag zusammen mit Prof. Dr. Klaus Herbers die wissenschaftliche Reihe „Jakobus-Studien“ heraus.

Als Mitglied der Altertumskommissionen der Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) war Dr. Plötz maßgeblich bei Festlegung der Trassen der „Wege der Jakobspilger“ beteiligt. Dabei ging es, wie bei allen Wegprojekten, bei denen sich der Wissenschaftler engagierte, um eine fundierte Altstraßenforschung haupsächlich auf der Grundlage von Pilgerberichten, Zeugnissen der Jakobusverehrung und der Kenntnis der Gasthäuser und Hospitäler.
Die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen und Institutionen, die mit der Santiagopilgerfahrt zu tun hatten, war eines großen Anliegen des engagierten Freundes des Heiligen Jakobus und seiner Wege in Deutschland und Europa. So wurde die Arbeitsgemeinschaft deutscher Jakobus-Vereinigungen (AGdJV) 2008 auf seine Initiative hin gegründet.

Der Wissenschaftler Dr. Robert Plötz publizierte zur Geschichte von Brauchtum und Volkskultur, hervorzuheben sind jedoch besonders seine zahlreichen Studien zu Pilgern, Pilgerfahrten und zu Ursprung und Geschichte des Jakobuskultes. Dazu kam eine rege Vortragstätigkeit in ganz Europa und den USA.

Der Volkskundler und Jakobswegexperte war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Kommissionen und Beiräte. So war er beispielsweise 1984-85 Länderkommissar der Europalia-Ausstellung „Santiago de Compostela“ in Gent (Belgien), 1985-1987 Experte des Europarats in Strasbourg für das Projekt „Die Wege der Jakobuspilger als erste europäische Kulturstraße“ und von 1985 bis 1987 Präsident des Internationalen Volkskunderates Rhein/Maas. Seit 1999 war Robert Plötz Vizepräsident der Stiftung „O Santo Grial“ (Cebreiro).

In Anerkennung seiner Verdienste wurde Dr. Plötz vielfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. 1989 den St. Benediktpreis der Stadt Mönchengladbach, 1993 den Rheinlandtaler, 1999 die Goldmedaille der Stadt Santiago de Compostela, 2002 die Silbermedaille des Landes Galicien und 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Seit Anbeginn gehörte Dr. Robert Plötz in Spanien dem von der Regierung Galiciens (Xunta de Galicia) 1992 gegründeten Komitee der Jakobuswegexperten (Comité Internacional de Expertos del Camino de Santiago) an. Mit dessen Präsident Prof. Dr. Paolo Caucci von Saucken teilte Plötz 35 Jahre Compostelanischer Geschichte. Gemeinsam nahmen sie seit Beginn der 80er Jahre an den wichtigsten Veranstaltungen mit Bezug zum Camino de Santiago teil. Der besondere Schwerpunkt ihrer gemeinsamen Arbeit lag zwar in Spanien, aber Robert Plötz war auch aktives Mitglied der „Confraternita di San Jacopo di Compostella de Perugia“ und des „Centro italiano de estudios compostelanos de la Universidad de Perugia“. So nahm der deutsche Jakobusexperte auch in Italien an Kongressen teil, hielt dort zahlreiche Vorlesungen und Vorträge und war Mitglied der italienischen Hilfsorganisation des Malteserordens (CISMON).

Die Verbindungen des fränkischen Jakobusfreundes zur Jakobsbruderschaft in Perugia und die Freudschaft mit deren Präsidenten Paolo Caucci sollten für die 2006 neu belebte Sankt-Jakobus-Bruderschaft Bamberg 1496 große Bedeutung erhalten. Dr. Robert Plötz hatte das Bamberger Unterfangen von Anbeginn unterstützt und begleitet und die 2008 in Perugia vollzogene Verbrüderung der beiden Jakobusvereinigungen angeregt und gefördert. Die eigentliche Verfestigung der Beziehungen der beiden Bruderschaften geschah jedoch 2013, als eine Pilgergruppe aus Perugia auf Einladung der Bamberger mit ihnen gemeinsam den Oberfränkischen Jakobsweg unter die Füße nahm, um dann am 21. 9. 2013 an der Gedenkfeier „25 Jahre Wege der Jakobuspilger“ an St. Jakob in Bamberg teilzunehmen. Die Bamberger Bruderschaft hatte das Fest gemeinsam mit der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e.V. organisiert und bewirtete nach dem Festakt die internationalen Gäste. Mit dabei waren auch Paolo Caucci und Robert Plötz, der 25 Jahre vorher hier die erste Wegstele des Europarates enthüllt hatte.

Wir haben Robert Plötz viel zu verdanken und trauern mit der weiten Jakobuswelt, seinen Freunden und seiner Familie um den Wissenschaftler, Berater, Pilger und Weggefährten, der seine unauslöschlichen Spuren in der Geschichte des Camino de Santiago hinterlassen hat.

Barbara E. Preuschoff

Foto: B.E. Preuschoff

 

Segnungsfeier der Jakobsfigur auf dem Staffelberg

Die Orientierungslosigkeit hat ein Ende

In ökumenischer Form fand am Montagnachmittag mit Pfarrerin Anja Bautz und Pastoralreferenten Josef Ellner eine würdige Feier zur Segnung der Figur des Heiligen Jakobus des Älteren, Apostel und Märtyrer neben der Adelgundiskapelle auf den Staffelberg statt. Zahlreiche Personen zeigten ihr Interesse an der Segensfeier der steinernen Figur. Diese steht jetzt auf dem Pilgerweg nach dem noch weit entfernten Santiago de Compostela in Spanien und weist die Richtung und den Weg.

Erster Bürgermeister Jürgen Kohmann begrüßte die zahlreich anwesenden Gäste, Pilger, Wanderer und Staffelbergfreunde und dankte für die Mitfeier. Auch mehrere Stadträte, wie Walter Mackert, Barbara Köcheler, Wolfgang Herold und Zweiter Bürgermeister Hans Josef Stich und auch Stadtpfarrer Georg Birkel zeigten ihre Verbundenheit zur Segensfeier. Durch die neu aufgestellte Figur des „Bruder Jakobus“ auf dem Staffelberg hat die Orientierungslosigkeit auf dem Pilgerweg ein Ende, so Bgmstr. Kohmann.

Die musikalische Begleitung übernahm die Nothelferkapelle. Besondere Dankesworte gab es für die Familien Dörfler und Schreiber, ohne deren Großzügigkeit und Aktionen die Jakobsfigur nicht zum Staffelberg gekommen wäre!

Die kirchliche Feier eröffnete Pastoralreferent Josef Ellner ebenso mit Dankesworten an die Stifter und künstlerische Gestaltung der Heiligenfigur durch die Mithelfer. Auch das Amt für Denkmalschutz hatte keine Einwände zur Errichtung der Jakobsfigur. So galt allen Mitbeteiligten nochmals ein „Vergelts Gott“ durch Bgmstr. Kohmann.

Über die Idee und das Zustandekommen die Jakobsfigur auf den Staffelberg zu bringen berichtete Barbara Dörfler, Bamberg. „Letztes Jahr verstarb mein Patenonkel Prälat Norbert Przibylok im 90. Lebensjahr, er war zugleich Domkapitular, Diplom Volkswirt und Finanzdirektor bei der Diözese Bamberg.

Die Jakobsfigur wurde in seinem Garten in Bamberg vor einigen Jahren aufgestellt und erinnerte ihn an die vielen Pilgerreisen und Bergwanderungen. Mein Onkel stammt aus Oberschlesien und fand nach dem Krieg hier in Franken in Bamberg seine zweite Heimat. Schon 1943 mit 16 Jahren wanderte er auf den Staffelberg. Sein bester Freund, der künstlerische akademische Bildhauer, Heinrich Schreiber, Kronach, schuf die Steinfigur. Leider verstarb er auch im vergangenen Jahr. Als Domherr unterstützte mein Onkel viele Projekte für die Jugend, Arbeiter und die Kunst. So war es auch seine Initiative zur Fertigstellung einer Wasserleitung auf den Staffelberg, die er am 17.7.1986 hier oben einweihte. So war der Staffelberg immer wieder Station auf seinen Wegen. So konnte ich seinen Nachlass sinnvoll verwalten! Ich danke der Stadt Bad Staffelstein und allen Jakobs-Freunden, besonders Tobias und Johannes Schreiber, Söhne von Heinrich Schreiber und nicht zuletzt Herrn Ellner für die tatkräftige Unterstützung! Möge unser Heilige Jakobus die Pilger stets begleiten“, so B. Dörfler.

Zur Segensfeier gab es keinen Regen sogar die Sonne zeigte sich. Der kleine Jakobus steht jetzt auf Augenhöhe der Vorbeikommenden. Mit gemeinsamen Fürbitten und Segensgebete wurde die Figur in ökumenischer Form gesegnet. Das gemeinsame Lied, der Kanon „Bruder Jakob, Bruder Jakob! Schläfst du noch?" beendete die würdige Feier.

Auch Mitglieder der Sankt-Jakobus-Bruderschaft Bamberg waren zur Feier gekommen.

Ludwig Alin, Bad Staffelstein

 

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